Mehr Kunst für Duisburg

22.07.2015 | Immobilien

Ansicht zur Erweiterung der Küppersmühle

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron hat die Entwurfs- und Genehmigungsplanung für den Erweiterungsbau des MKM Museum Küppersmühle abgeschlossen. Die notwendigen Grundlagen wie Finanzierung und Organisation sind gesichert – und Duisburg erhält in Kürze weiteren Raum für die Werke der wichtigsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit aus der Sammlung Ströher. Der Baubeginn ist für Mitte 2016 vorgesehen, die Fertigstellung für Ende 2018. Das Vorhaben wird durch das große Engagement der privaten MKM-Stiftung möglich, die von den Sammlern Sylvia und Ulrich Ströher gegründet wurde und den Erweiterungsbau vollständig finanziert.

Die Ausstellungsfläche wird um ca. 2.500 m2 erweitert, so dass es zukünftig möglich sein wird, Meisterwerke aus der Sammlung in weitaus größerem Umfang zu präsentieren. Direktor Walter Smerling freut sich besonders darüber, „[…] entscheidende Entwicklungen der deutschen Kunst seit 1950 in größerem Zusammenhang zu zeigen. Wer ins neue MKM kommt, tritt eine Zeitreise durch die deutsche Kunstgeschichte an. Die kunsthistorischen Vergleichsmöglichkeiten sind einzigartig. Von Baumeister bis Baselitz, von Götz bis Gursky – wir werden endlich den Umfang, den die großartige Sammlung von Sylvia und Ulrich Ströher bietet, ausschöpfen können.“

Kern der Entwürfe ist ein viergeschossiger Anbau, der über die historischen Silos mit dem Stammhaus des MKM verbunden wird. Dabei gehen die Architekten gleichermaßen auf die Erfordernisse innovativer Ausstellungsarchitektur wie auf den historisch gewachsenen Baubestand des Innenhafenareals ein. „Der Erweiterungsbau“, so Jacques Herzog, „reiht sich in seiner Maßstäblichkeit und Materialisierung in die Kette der eindrucksvollen historischen Backsteinbauten entlang des Hafenbeckens ein und komplettiert so den bestehenden Museumskomplex. Zugleich definiert der neue Kopfbau den Abschluss der gesamten Gebäudezeile am Hafenbecken. Für den flüchtigen Betrachter wirken die neu hinzugefügten Baukörper so, als hätten sie schon immer dort gestanden.”

Mit ihrer Planung beschreiten die Architekten einen neuen Weg, der sich konzeptuell strikt von der 2008 entwickelten, aber nicht realisierten Idee eines schwebenden Kubus unterscheidet. Der neue Erweiterungsbau verlängert das MKM ebenerdig in Richtung der Autobahn. Er orientiert sich hinsichtlich Gebäudevolumen, Höhe und dem Fassadenmaterial Ziegel eng am Bestand des MKM. Eine zentrale Rolle spielt künftig der Silotrakt, der erstmals für Besucher zugänglich wird: „Der Erweiterungsbau soll über die Silos unmittelbar an die bestehenden Ausstellungsgeschosse angeschlossen werden. Die Silos werden zu einem räumlichen Verbindungs- und Erschließungselement zwischen dem bestehenden Museum und der Erweiterung. Sie bleiben aber in ihrer rohen, ursprünglichen Materialität erhalten, da sie unverzichtbare, plastische Bestandteile des Industriedenkmals Küppersmühle sind.” (Jacques Herzog). Geplant ist auch eine Aussichtsplattform auf den Silos.

Küppersmühle Neubau

Erweiterung MKM Museum Küppersmühle Duisburg, Deutschland

Die Gründung eines Mühlenbetriebs im Jahr 1860 auf dem Areal des heutigen Museums Küppersmühle geht auf den Unternehmer Wilhelm Vedder zurück, einen der Väter des Duisburger Innenhafens. 1900 wurde die erste Mühle unter Einsatz seinerzeit modernster Technik am Innenhafen, dem „Brotkorb des Ruhrgebiets“, in Betrieb genommen, 1908 ersetzte man die ersten Gebäude durch den – heute zum Museum umgestalteten – dreiflügeligen Neubau. Das Unternehmen wurde 1912 von den Werken Werner & Nicola übernommen, die das Kesselhaus mit Schornstein ergänzten. Die angrenzenden Stahlsilos wurden in den 1930er Jahren errichtet. Die Fusion mit den Homberger Küpperswerken erfolgte 1969. Sie gaben der Mühle und dem heutigen Museum ihren Namen. Im Jahr 1972 wurde der Mühlenbetrieb stillgelegt.

Das Museum Küppersmühle, ein Projekt von Herzog & de Meuron aus dem Jahre 1997, setzte den ersten Meilenstein in der Umgestaltung des alten Innenhafens zu einem Anziehungspunkt städtischen Lebens. Aus dem ehemaligen Mühlen- und Speichergebäude Küppersmühle mit seiner historischen Backsteinfassade wurde das MKM Museum Küppersmühle. Dieses bildete den Kern für eine hochwertige, innerstädtisch heterogene Nutzung des Areals. Initiiert durch die Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn, beherbergt die Küppersmühle seit 1999 als Museum für moderne Kunst eine der bedeutendsten Sammlungen deutscher Kunst aus den fünfziger Jahren bis heute.

Sammlung Ströher

Auf gut 2.500 m2 Ausstellungsfläche präsentiert das Museum Küppersmühle (MKM) Schlüsselwerke und Werkgruppen der Sammlung Ströher, einer der umfangreichsten privaten Sammlungen deutscher Nachkriegskunst. Sie umfasst mit über 1.500 Werken zentrale Positionen der Kunstentwicklung in Deutschland, von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Die heutigen Bestände gehen auf die 2005 erfolgte Fusion der Sammlung von Sylvia und Ulrich Ströher (Schwerpunkt abstrakte Nachkriegskunst) mit der ehemaligen Sammlung von Hans Grothe (Malerei und Skulptur der 1970er – 1990er Jahre) zurück. Mit der Zusammenführung der Sammlungen Ströher und Grothe entstand der Wunsch, diese international wichtige Sammlung in einem adäquaten Haus zu konzentrieren und zu zeigen.
Viele der Sammlungskünstler gehören nicht nur in Deutschland, sondern auch international zu den wichtigsten, darunter Georg Baselitz, K.O. Götz, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Fred Thieler oder Rosemarie Trockel.

Projekt Erweiterung
Im Jahr 2008 sollte auf den Silotürmen ein Erweiterungsbau für die fusionierte Sammlung Ströher erfolgen. Wegen der grob mangelhaften Ausführung und der Insolvenz der beteiligten Stahlbaufirma konnte das Stahlskelett jedoch nie auf die Silos gehoben werden. Die Bauarbeiten wurden eingestellt und das Projekt aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten seitens der Bauherrin Gebag gestoppt. Der Gebäudekomplex ging in den Besitz der Sammler Ströher über.